Studentisches Wohnen nach Brexit im Fokus internationaler Studenten
Deutschland wird zur Top-Destination für Studierende nach dem Brexit. Das bedeutet, dass sich deutsche Anbieter von studentischem Wohnen mittelfristig über höhere Anzahl an internationalen Studenten freuen können. Gleichzeitig wird für das kommende Wintersemester 2020 mit einem Rückgang der Studenten-Zahlen gerechnet, trotz der hohen Attraktivität der Studentendestination Deutschland. Ein gemischtes Bild, dass Lily Moodey in diesem Beitrag für uns zeichnet.
Experten in diesem Beitrag:
Lily Moodey ist Programkoordinatorin bei der Class 2020. Das Unternehmen mit Sitz in Amsterdam ist ein Analyse und Think-Tank Unternehmen für die Zukunft des Wohnens, Lernens und Arbeitens in Universitätsstädten. Der Fokus der Firma und deren Mitglieder liegt auf Kollaboration, Austausch und Mitgestaltung der allgemeinen Rahmenbedingungen in Städten, um die Lebensqualität von zukünftigen „Urban Campus“ und „Urban Living“ Formaten aktiv mitzugestalten. Zu den Partnern der Class2020 gehören beispielsweise GSA, The Fizz von IC Campus, Base Camp Student sowie Universtitäten und Institute.
BelForm hat mit Lily zu der aktuellen Stimmung des Segments Studentisches Wohnen in Europa gesprochen. Sie erzählt, dass die Partner der Class2020 in einer aktuellen Umfrage eines virtuellen Events im Juli berichtet haben, dass Universitäten Studenten wieder auf dem Campus willkommen heißen können. Die Studenten erwartet dabei eine Mischform aus Präsenz- und Online-Unterricht, sog. „Blended Learning“. Der Trend geht dabei in Richtung Online Lernen. 80% der deutschen Universitäten mussten sich für eine Unterrichtsform für das kommende Wintersemester entscheiden, so der Deutsche Akademische Austausch Dienst (DAAD) in einer Studie von Juni 2020. Gleichzeitig rechnen 57% der deutschen Universitäten laut einer DAAD Studie mit einem Rückgang der internationalen Einschreibungen im kommenden Wintersemester, 21% gehen sogar von einem dramatischen Einbruch aus.
Laut Lily sagten 70% der spanischen Konferenz-Teilnehmer eines virtuellen Events der Class2020 Anfang Juni voraus, dass die internationalen Einschreibungen im akademischen Jahr 2020/21 um 30% oder mehr zurückgehen würden. Bei der niederländischen Konferenz Ende Juni gingen 41% der Teilnehmer von einer über 30%igen Verringerung der internationalen Studenten im kommenden Semester aus. Und das obwohl Hochschulen bei den Bewerbungszahlen von einem vielversprechenden Aufschwung berichteten. Sogar in Österreich & Mittel-und Osteuropa, wo 34% aller Teilnehmer eine stabile internationale Studentenzahl vorhersagten, ging man doch von Verlusten von 10-50% aus. Grenzschließungen, verzögerte Prüfungen und verlängerte Wartezeiten für Visa hatten zur Folge, dass sich sogar in den Ländern, die mit der Pandemie höchst effizient umgingen, das ungute Gefühl der Ungewissheit verbreitete.
Internationale Studenten wollen nach Deutschland
Ähnlich wie die Niederlande, wo die virtuelle Konferenz der Class2020 mittel- bis langfristigen Optimismus bezüglich der Wiederherstellung der studentischen Mobilität vorfand, betrachtet man die Situation in Deutschland mit gesundem Pragmatismus. Renommierte Universitäten mit niedrigen Gebühren besitzen eine hohe Attraktivität für Studenten aus Europa und von Übersee.
Deutschland profitiert von den Investitionen in die Qualität der Bildung der vergangenen Jahre. Bereits 2013 verkündete Deutschland das Ziel, bis 2020 eine 40%ige Steigerung an internationalen Studenten auf 350.000 zu erreichen. Das Ziel wurde schon 2017 erreicht. Und im Jahr 2020 waren sogar fast 400.000 Studenten eingeschrieben. Heute sieht sich Deutschland mit Unsicherheit konfrontiert und 80.000 internationale Studenten mit Abschluss haben Deutschland während der Pandemie verlassen. Gleichzeitig möchten Dreiviertel aller der internationalen Studenten so schnell wie möglich nach Deutschland zurückkommen, wie eine Umfrage der Fintiba ergeben hat.
Auf lange Sicht ergeben sich für Deutschland und für die lokalen Studentenhäuser neue Perspektiven. Mittel- bis langfristig ist besonders der Brexit eine spannende Entwicklung für Deutschland: Laut einer EU Studie unter 2.505 Studenten wollen 84% der Studenten, die ursprünglich geplant hatten, im Vereinigten Königreich zu studieren, sich in Europa nach Alternativen umsehen. England hatte für das akademische Jahr 2021/22 die Wiedereinführung der Studiengebühr für EU Studenten vorgesehen. Unter den befragten Studenten rangiert Deutschland als Studienort weit oben, auf Platz 2 gleich nach den Niederlanden. Das sind positive Nachrichten für das studentische Segment und könnte mittelfristig sogar einen zusätzlichen Nachfragedruck erzeugen, da internationale Studenten über höhere Budgets für ihre Ausbildung verfügen als inländische Studenten.
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Ein Talent-Hub für Studenten
Die Anbieter von studentischem Wohnraum haben ihr Angebot an Betten in den vergangenen Jahrzehnten mehr als vervierfacht. Dies ist ein wesentlicher Teil des deutschen roten Teppichs für talentierte ausländische Studierende. Gleichzeitig berichtet das Deutsche Studentenwerk, das die meisten Studenten über einen Monat nach einer passenden Unterkunft suchen müssen.
Öffentliche, subventionierte und private Anbieter arbeiten daran, weiter Wohngemeinschaften zu entwickeln, wobei die privaten Anbieter einen wachsenden Marktanteil besitzen. Laut Savills sind 92% aller geplanten Unterkünfte Ein-Bett-Apartments. Sie entsprechen dem studentischen Bedürfnis nach autonomen Einheiten. „Dies ist ein wichtiger Aspekt, den viele Anbieter von Studentischem Wohnen in den vergangenen Jahren nicht zu 100% gefolgt sind. Die Auswirkungen von Corona macht es den Anbietern von Cluster Apartments heute schwerer, ihre Apartments zu vermieten. Die Anbieter wiederum, die das Bedürfnis der Studenten nach eigenem Badezimmer, Kitchenette und privatem Rückzugsort früh in die Konzeption ihrer Häuser aufgenommen haben, können mit den aktuellen Herausforderungen besser umgehen“ fügt Benjamin Oeckl, Geschäftsführer bei BelForm, hinzu.
In Berlin hat BelForm über 700 Apartments mit Rückzugsorten für Studenten konzipiert und eingerichtet.
Bei hohen Grundstücks- und Baukosten liegt der Fokus in den meisten Städten auf Micro-Apartments, wobei die Preise bis zuletzt Jahr für Jahr gestiegen sind. Unter finanziellen Gesichtspunkten ist es keine einfache Zeit für die Studenten in Deutschland. Landesweite Studentenproteste im Mai sollten darauf aufmerksam machen, dass geschätzt ca. 1.000.000 Studentenjobs durch die Krise verloren gingen. 20% der Studenten waren dadurch nicht mehr in der Lage, ihre Miete und Rechnungen zu bezahlen. Teilnehmer vergangener Konferenzen der Class2020 nehmen deshalb sogar an, dass eine mögliche Folge der Pandemie ein Preisverfall der Apartment-Angebote sein könnte.
Die Signale, die Lily unter ihren Partner in Europa vernommen hat, sind unterschiedlich zu bewerten und ergeben aktuell noch kein klares Bild, wie sich das Wintersemester entwickeln wird. Positiv stimmt, dass die inländischen Betreiber von Studentenhäusern nur einen leichten Rückgang der Belegungsquote zu verzeichnen hatten und bis zuletzt bei über 90% Auslastung lagen. Auch die Einschätzung institutioneller Investoren wie Union Investment und Catella zeigt eine positive langfristige Nachfrage nach Micro-Living Objekten. So äußerte sich Henrik v. Bothmer, Senior Investment Manager der Union Investment, erst kürzlich dazu: „Der Trend hin zu Micro-Living ist langfristig intakt, auch wenn die Nutzungsart, wie die meisten anderen auch, nicht immun gegen die Corona-Krise ist.“
Für die Zukunft ergibt sich bei der Aufsetzung und dem Design neuer studentischer Häuser eine klarer Handlungsempfehlung: Es besteht ein erhöhter Bedarf an dynamischeren Wohn-, Arbeits- und Lern-Umgebungen, da die Lebensbereiche weiter verschmelzen und Lernwege neue Formen annehmen. Für das „Blended Learning“ in Deutschland müssen Betreiber und Investoren von studentischen Apartment Häusern verstärkt auf innovative Raumkonzepte setzen, die den neuen Anforderungen sowie stärkeren Hygieneschutz-Maßnahmen, auch hinsichtlich der späteren Bewirtschaftung, gerecht wird. Es werden völlig neue Arten von Studienräumen gebraucht, um den neuen Lernkonzepten und Kursformaten gerecht zu werden.
Als Experte für die Neuen Wohnformen steht BelForm Ihnen bei der Entwicklung von Studentischem Wohnen gerne zur Seite und begleitet Sie von A-Z bis zur löffelfertigen Einrichtung. Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf!
Über BelForm
BelForm ist der führende Experte in den Bereichen Mikro-Apartments, Co-Living, Serviced Apartments und temporäres Wohnen. Als erster 360-Grad-Dienstleister in diesem Segment werden Projektentwickler, Betreiber und Investoren von Anfang an über Beratung, Innenarchitektur und Kompletteinrichtung zum erfolgreichen Projekt geführt. Ziel von BelForm ist es, marktfähige Apartmentkonzepte mit echtem Wow-Effekt zu realisieren und somit die Weichen für eine nachhaltig erfolgreiche Bewirtschaftung zu stellen. Einige von BelForm begleitete Projekte sind das bekannte Behomie Living der Interboden Gruppe, Wohnen am Gleispark von Bauwens, The 1487 Serviced Apartments sowie weitere Häuser.