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"Ist Co-Working tot?" | Von der Co-Immunity zu attraktiveren Städten von morgen - Trendforscherin Oona Horx-Strathern im Exklusiv-Interview mit BelForm
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„Ist Co-Working tot?“ | Von der Co-Immunity zu attraktiveren Städten von morgen – Trendforscherin Oona Horx-Strathern im Exklusiv-Interview mit BelForm

Passen Serviced Living in der Community und Kontaktbeschränkungen in Zeiten der Pandemie noch zusammen? Fällt die Nachfrage der Mieter aufgrund einer Corona-konformen Lebensweise zu Lasten von Micro Living ab? Oder hält der Boom auch nach 2020 weiter an? Diese und weitere Fragen diskutieren Trendforscherin Oona Horx-Strathern vom Zukunftsinstitut und BelForm-Geschäftsführerin Sahra Oeckl im zweiten Teil unserer Interview-Serie zur Zukunft des Temporären Wohnens.

Experten in diesem Beitrag:

  • Oona Horx-Strathern im Exklusiv-Interview mit BelForm-Geschäftsführerin Sahra Oeckl
  • Home Office und Micro Living passen zusammen – nur nicht so, wie wir denken
  • Co-Working ist nicht tot – es verändert sich
  • Das Bedürfnis nach Community ist stärker denn je

Menschen brauchen Menschen. Wir sind soziale Wesen. Diesen Umstand konnte die Pandemie glücklicherweise nicht ändern. Im Gegenteil. Der Megatrend zur gemeinschaftlichung Nutzung, der sog. Co-Nutzung, ist nur eines von vielen Beispielen – die über Jahre hinweg immer stärkere Zunahmen von Fahrgemeinschaften, Co-Offices und anderen gemeinsamen Projekten belegen diese spannende Entwicklung. Das hat natürlich auch Gründe der Bequemlichkeit, doch wenn es noch einen Beweis gebraucht hat, dass wir emotional von diesen gesellschaftlichen Erlebnissen zehren, hat ihn die Corona-Pandemie geliefert.

Wohnen ist keine Ausnahme. In Frankreich geben in der zweiten Jahreshälfte 2020 über ein Drittel der Stadteinwohner an, sich einsam zu fühlen. Damit gilt etwa einer von zehn Menschen ab 15 Jahren als isoliert. In Großbritannien erklärt einer von zehn Einwohnern sogar, keine einzige emotionale Bindung außerhalb der Familie zu haben. In den Vereinigten Staaten lautet dieses Verhältnis eins zu vier.

Die Verschärfung des sozialen Isolationsproblems durch COVID-19 nimmt auch Trendforscherin und Wohnexpertin Oona Horx-Strathern vom Zukunftsinstitut zum Anlass, für mehr Coliving-Angebote am Wohnungsmarkt zu plädieren: „Wie können wir uns mit Menschen connecten?“, fragt sie im Zwiegespräch mit BelForm-Geschäftsführerin Sahra Oeckl. Ihre These ist so simpel wie einleuchtend. Die Rückkehr zum Gemeinschaftssinn fußt demnach vor allem darauf, dass die Menschen nun am eigenen Leib erfahren haben, wie es ist, dieses Privileg nicht leben zu können. „Gerade in dieser Zeit ist es ein Paradox – ein bisschen ironisch. Wir mussten uns trennen, um zu wissen, wie sehr wir Community brauchen. Wir haben wieder gelernt, wie wichtig das ist.“

Oona Horx-Strathern im Video-Interview mit BelForm-Geschäftsführerin Sahra Oeckl

„Die Einsamkeit rückt in den Vordergrund“ – Der Siegeszug der Serviced Living Angebote

Zunächst sah es in den „Corona-Quartalen“ Q2 und Q3 in 2020 so aus, als hätte die Pandemie dem Coliving und Mikro-Apartments Trend einen Dämpfer verpasst. Die Transaktionsvolumina sanken, im gewerblichen Wohnsektor konnten sich Serviced Apartments immerhin gegenüber den klassischen Hotels behaupten. Dazu mehr in diesem Artikel. Zweifel machten sich am Markt breit, wie zukunftsfähig die Temporären Wohnformen tatsächlich sind. Die Frage, ob Mieter sich vollmöblierte Apartments, im Idealfall mit gutem Design und weiteren Vorzügen, noch leisten wollen oder können, verunsicherte viele Investoren und Projektentwickler.

„Unsere Kunden fragen sich, wie sicher ihre Renditeaussichten sind, wenn sie heute in den Serviced Living oder Coliving Markt investieren“, erklärt Sahra Oeckl. „Ob Mieter noch bereit sind, für die Vorteile dieser Wohnformen mehr Geld zu bezahlen, wenn vieles, wie zum Beispiel die Notwendigkeit, immer in der Nähe des Arbeitsplatzes zu sein, wegfällt.“ Laut der Trendforscherin übertreffen die Vorteile immer noch bei weitem eventuelle Nachteile. Einsamkeit in der Gesellschaft sei immer ein Tabuthema gewesen. „Die Mobilität bedingt Ein-Personen-Haushalte. Wir reden von jungen oder jung-gebliebenen, mobilen Menschen. Die Gesellschaft braucht jetzt den Gegentrend zur Einsamkeit. Das ist ein großes soziales Problem.“

Es zeigt sich also, dass die Abkehr von Mikro-Apartments, Serviced-Living oder Coliving Trend post-corona nur eine vorübergehende Angst war. Denn eher der Gegenteil ist der Fall. Es entstehen mehr Single-Haushalte und gesellschaftlich ist diese Art, zu leben, deutlich anerkannter, als früher. „Früher wurde man in eine enge Community geboren, heutzutage ist man Individualist. Und ich glaube, jetzt wird die Community wieder wichtiger.“

Corona, so die Autorin, sei ein Katalysator für den Gemeinschaftssinn der Gesellschaft. Wir haben demnach erkannt, wie wichtig für uns der menschliche Kontakt auch in einer digitalisierten Welt ist. Wir brauchen umso mehr den Austausch untereinander, gerade junge Menschen der Generationen Y und Z leiden stärker unter den Beschränkungen als andere Gruppen. Sie streben heute mehr denn je danach, Teil einer echten Community zu sein, um sich zu einer Gruppe zugehörig zu fühlen. Der Coliving und Sharing Markt bietet dafür die passende Alternative zu klassischen Wohnformen.

Als Experte für Neue Wohnformen und Immobiliendigitalisierung steht Ihnen BelForm in allen Phasen des Projekts zur Seite und begleitet Sie von der Konzeption bis zur Umsetzung. Nehmen Sie Kontakt zu uns auf!

Co-Immunity? Das Paradoxon der aktuellen Lage

Die Angebote des Coliving-Marktes bauen darauf auf, Menschen in der gleichen Lebensphase (nicht Altersklasse) mit einem sog. gemeinsamen Mindset zusammenzubringen. Früher mussten Wohnungssuchenden sich dafür in klassischen WGs organisieren, Alternativen Mangelware. Heute ist das Angebot bereits breit gefächtert, fast wöchentlich kommen neue Anbieter hinzu. „Die Einsamkeit ist ein Thema, das früher in Konzepten für Entwickler wenig Relevanz hatte“, weiß auch Sahra Oeckl. „Doch mit dem richtigen Konzept holen Projektentwickler und Investoren ihre zukünftige Mieter-und Zielgruppen ab und können gleichzeitig ein fruchtbares Lebens- und Arbeitsklima am jeweiligen Standort erschaffen, dass sich gegenseitig ergänzt.“

Die Nachfrage wird laut Oona Horx-Strathern stetig wachsen. Die Trendforscherin benennt dieses Bestreben mit dem Wort Co-Immunity. Eine Kombination aus Coliving und Immunität. Menschen werden sich demnach in Zukunft schützen, indem sie sich ein Netzwerk aus Mitwohnenden aufbauen, das soz. Krisen- und Pandemie sicher ist. „Es braucht ein geschlossenes System, in dem man sich sicher fühlt, weil man in diesen Ausnahmesituationen nicht alleine sein will. Es gibt viele Menschen, die beim Lockdown zusammengezogen sind.“ In der Pandemie haben viele Leute ihre Nachbarschaft entdeckt, erzählt Horx-Strathern weiter, „sie haben vieles erkundet, kleine Parks, Straßen, sie haben die Zeit genutzt, um eine Community aufzubauen. Davon will man auch nicht weg.“

Auf Dauer wird der Trend des Serviced Living mehr und auch größere Bevölkerungsteile erfassen. Nicht zuletzt wegen des Vorteils, dass eine dritte Partei, ein Betreiber, sich um Modalitäten kümmert und je nach Standort und Nutzungskonzept verschiedene Service-Levels anbietet. BelForm arbeitete bereits an mehreren Coliving Projekten in Deutschland und in den Nachbarländern für etablierte Betreiber und Neueinstieger, die mit neuen „Wohn- und Service-Experiences“ punkten. Mehr Informationen zum Coliving Trend finden Sie in unserer Übersicht, dem Coliving Guide.

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Eine weitere Entwicklung: Der ökologische Städteumbau

Auch weitere Trends lohnt es sich, zu betrachten. „Wenn die örtliche Nähe zum Arbeitgeber aufgrund von Home Office, Satelitten-Büros und anderen Entwicklungen nicht mehr ein so großes Kriterium ist“, fragt Sahra Oeckl die Trendforscherin, „könnte sich dann der Urbanisierungstrend mittelfristig umkehren?“

Hier gibt Horx-Strathern Entwarnung. Die Forscherin ist überzeugt, dass die Anziehung der Stadt bleiben wird. „Nur manche Bevölkerungsgruppen, wie zum Beispiel junge Familien, zieht es langfristig aufs Land“. Singles beispielsweise, empfinden Wohnen in Vorstädten oder Einzugsgebieten weniger attraktiv. „Doch es ist auch eine ökonomische Frage. Insgesamt hängt die Landflucht von der Lebensqualität in den Städten ab.“

Wie müssen also Städte jetzt geplant werden, damit Menschen auch kurzfristig die Stadt für die Lebensqualität aufsuchen und nicht nur für den Komfort und Nähe zum Arbeitsgeber? Diese Fragen beginnen bei der Umnutzung alter Hotels und Bürogebäude und geht hin zu neuen Flächennutzungskonzepten für ganze Viertel. In Zukunft wird man die Städteplanung mehr auf das Schaffen von Lebendigkeit ausrichten. Das schafft nicht nur ein angenehmeres Lebensgefühl, sondern auch mehr Sicherheit.

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    Wie wir in Zukunft Community und Serviced Living stärken können

    Oona Horx-Strathern spricht vom 2-3-2-System. „Zwei Tage Büro, drei Tage Zuhause und zwei Tage frei. Wir werden in Zukunft mehr Hybrid Möglichkeiten sehen, die Menschen wollen Flexibilität und trotzdem weiter mit Menschen zusammenarbeiten. Viele glauben, Co-Working ist tot – ist es aber nicht.“ Die Voraussetzungen haben sich durch die Pandemie zwar verändert, das Streben nach Gemeinschaftserlebnissen wurde aber stärker denn je in den Menschen verankert.

    Menschen brauchen den persönlichen Austausch. Sie versuchen, trotz Pandemie und Home Office miteinander in Kontakt zu bleiben. Durch die Umnutzung bisher gewerblich genutzter Immobilien können sich verschiedene Akteure der Immobilienbranche diesen Umstand zunutze machen. Aktuell arbeitet BelForm beispielsweise an der Konversion eines ehemaligen Hotels in ein innovatives Serviced Apartment Konzept sowie an einer Umnutzung eines ehemaligen Bürogebäudes in klassisches Micro-Living mit Gemeinschaftserlebnissen. „Jedes Serviced Living Haus wird demnächst jeweils knapp 100 Bewohnern ein neues Zuhause auf Zeit schenken. Diese Beispiele zeigen, wie die Veränderungen und Umnutzungschancen von ehemaligen Hotel- und Bürostandorten großes Potential für Projektentwickler bedeuten – gleichzeitig führt die Konversion zu mehr temporärem Wohnraum in den Städten.“

    Viele Häuser von BelForm sind auch während der Pandemie gut besucht. „Unsere Nutzer-orientierten Design- und Einrichtungs- Konzepte sorgen dafür, dass unsere Kunden in der momentanen Lage deutlich besser dastehen, als viele anderen Marktteilnehmer mit klassischen Ausstattungen“, erklärt Sahra Oeckl. „Einige von uns betreute Häuser hatten das Glück, sogar während des Lockdowns bei 100% Auslastung zu liegen oder dorthin zurückzukehren. Dies hängt natürlich stark vom jeweiligen Standort ab – aber auch vom ingesamten Wohn- und Service-Angebot im Verhältnis zum Rest des Marktes – teilweise haben Anbieter ja mit hohen Rabatten versucht , Ihre Auslastung zu stärken. Davon haben wir unseren Kunden von Anfang an abgeraten – mit Erfolg wie sich heute zeigt.“

    Hier geht es zu unserem ersten Artikel über das Exklusiv-Interview mit Oona Horx-Strathern. Im letzten Teil unserer Serie reden Sahra Oeckl und Oona Horx-Strathern über die Zukunft von Remote Arbeit und Geschäftsreisen post-corona. Wir werfen dabei auch einen Blick darauf, ob und wann die Zahlen der Studenten und jungen Arbeitnehmer wieder zum Niveau aus 2019 zurückkehren werden. Bleiben Sie dabei.

    Über BelForm:

    BelForm ist der führende Experte in den Bereichen Mikro-Apartments, Coliving, Serviced Apartments und temporäres Wohnen. Als erster 360-Grad-Dienstleister in diesem Segment führen wir Projektentwickler, Betreiber und Investoren von Anfang an über Beratung, Innenarchitektur, Kompletteinrichtung und Digitalisierung zum erfolgreichen (Apartment)-Projekt. Ziel von BelForm ist es, marktfähige Apartmentkonzepte mit echtem Wow-Effekt zu realisieren und somit die Weichen für eine nachhaltig erfolgreiche Bewirtschaftung zu stellen. Einige von BelForm begleitete Projekte sind das bekannte #behomie Living der Interboden Gruppe, Wohnen am Gleispark der Bauwens Gruppe, die BlackF Serviced Apartments in Freiburg, The 1487 Serviced Apartments sowie weitere Häuser.