Das Co-Living ist aus den Temporären Wohnformen nicht mehr wegzudenken. Es ist längst zum globalen Trend geworden und bietet Menschen vor allem in urbanen Gegenden die Möglichkeit, schnell und unkompliziert an bezahlbaren Wohnraum zu gelangen. In diesem Co-Living Guide möchten wir alle relevanten Aspekte auflisten und das Potential für Projektentwickler und Betreiber aufzeigen, die diese Form des Wohnen auf Zeit zu bieten hat.
In diesem Artikel erfahren Sie:
Im Zeitalter der digitalen Disruption entstehen ständig neue Trends und Technologien, die unseren Alltag prägen und unser Leben verändern. Einer der prägnantesten Trends der letzten Jahre ist die Sharing Economy, die auch in der Wohnungswirtschaft angekommen ist. Beim Konzept des Community Livings teilen sich Menschen gemeinsamen Wohnraum und weitere Flächen und Service-Angebote. Tatsächlich ist das Co-Living nicht neu, sondern ist – wie so viele Trends – ein wiederkehrendes Phänomen.
Die Geschichte des Co-Living
Im 19.Jahrhundert wurden in New York Wohngemeinschaften für Frauen organisiert, in deren Häusern sie Unterstützung, eine sichere Unterkunft und Arbeitsplätze gefunden haben. Später wurde das Co-Living dann auch für Männer angeboten. Damals wurden Co-Living-Angebote außerdem von Reisenden genutzt oder auch von Vertriebenen in Zeiten des Zweiten Weltkriegs.
Boardinghouses (ursprünglich noch “Pensionen” genannt) waren schon immer ein gutes Beispiel für das Co-Living. Diese Unterkünfte wurden überwiegend von den vorher erwähnten Bevölkerungsgruppen genutzt und diese schufen damit ihr eigene kulturelles “Ökosystem”, bestehend aus einem Mix verschiedener Kulturen und sozialer Normen der Bewohner. Moderne Co-Living Spaces unterscheiden sich in diesem Aspekt gar nicht so sehr von ihren Vorgängern, denn auch sie fördern ein Zusammentreffen aus Menschen jeden Alters und jeder Kultur.
Der heutige Co-Living-Trend
Dass heutzutage das Co-Living ein derartiges Revival erlebt, hängt nicht zuletzt mit dem Co-Working zusammen. Beide Bewegungen entspringen denselben gesellschaftlichen Trends, nämlich der angespannten Wohnungssituation, Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt, der Möbilität und dem veränderten Lebensstilen und Mindsets der Millennials und Generation Z. Wo all diese Gegebenheiten zusammenkommen, entwickelten sich in den letzten Jahren spannende Co-Living Konzepte.
Warum das Co-Living ideal für die Generation der Millennials ist? Ein Grund dafür ist, dass diese länger Single bleiben als frühere Generationen. Einer Goldman Sachs Studie zufolge hat sich das Heiratsalter im Median von 23 in den 1970ern auf 30 in den 2010ern verschoben. Der Generation Y ist ihre Unabhängigkeit also besonders wichtig, das klassische Familienbild von Kind, Hund und Eigenheim hat für viele ausgedient. Dies äußert sich nicht nur in Beziehungen, sondern auch in Wohnsituationen. So planen laut einer Umfrage von Apartment List 12,3 Prozent der amerikanischen Millennials ihr Leben lang zur Miete zu leben und kein Wohneigentum zu erwerben. Die Gründe dafür? Die Immobilien sind in den USA für viele Menschen unerschwinglich geworden und Kredite stellen in Zeiten von Wirtschaftskrisen ein zu großes finanzielles Risiko dar. Aus diesem Grund sind sie gezwungen, sich nach kreativen temporären Lösungen umzusehen, von denen Co-Living eine der attraktivsten ist.
Hinzu kommt, dass auch auf dem Arbeitsmarkt eine hohe Flexibilität herrscht. Früher war es nicht unüblich, sein Leben lang beim selben Arbeitgeber zu bleiben, heutzutage hingegen wechseln viele Berufstätige alle paar Jahre den Job. Es gibt immer mehr Pendler und immer mehr Menschen, die ganz zu digitalen Nomaden werden (bis 2035 sollen es schätzungsweise 1 Milliarde sein) und auf der ganzen Welt zu Hause sind. Genau für solche Menschen ist das Co-Living eine sehr gute Möglichkeit, um schnell und flexibel bezahlbaren Wohnraum zu finden.
Die wichtigsten Player auf dem Co-Living Markt
Im Rahmen einer Marktstudie hat Coliving Insights untersucht, welche aktuellen Konzepte es auf dem Markt gibt und wie diese einzuordnen sind. 25 Anbieter wurden unter die Lupe genommen, analysiert und in vier verschiedene Kategorien unterteilt:
Hohes Wachstum / High Growth
Zu dieser Gruppe gehören etablierte Co-Living Marken, deren Fokus stark auf Expansion liegt. Ihre Modelle zielen darauf ab, Plattformen zu schaffen, die leicht skalierbar sind. Folgende Anbieter zählen dazu:
Movers
Dazu gehören Unternehmen, die ursprünglich aus dem Co-Working oder traditionelleren Unterkünften stammen und nun zum Co-Living wechseln. Diese Gruppe setzt auf bereits bestehende Ressourcen und operative Rahmenbedingungen, die auf das Longstay-Segment ausgelegt sind. Zu den Movers gehören:
Intentional „Urban & Remote“
Die Betreiber in diesem Segment repräsentieren eine Vielzahl von absichtlichen und wirkungsorientierten Modellen. Dies reicht von gemeinnützigen dezentralen Netzwerken bis hin zu kommerziellen Plattformen. Hier wurde zwischen „Urban“ und „Remote“ unterteilt. Erstere befinden sich in urbanen Standorten, während Letztere in eher ländlichen Gebieten als sogenanntes Work Retreat operieren.
Zu Intentional Urban gehören folgende Anbieter:
Zu Intentional Remote gehören:
Mietdauern im Co-Living
Je nachdem, welches Konzept hinter einem Co-Living Anbieter steckt und welche Zielgruppe damit bedient werden soll, unterscheidet sich auch die Mietdauer. Einige Unterkünfte lassen sich nur für wenige Wochen mieten, andere lassen ihre Mieter erst ab sechs Monaten einziehen. Eine hohe Fluktuation wirkt sich dabei eher negativ auf das Nutzererlebnis aus, vor allem, wenn es sich dabei um Langzeit-Bewohner handelt. Die meisten Konzepte sind allerdings auf einen längeren Aufenthalt ausgelegt.
Einen Überblick erhalten Sie hier:
Wie viel Privatsphäre bieten Co-Living Anbieter?
Mithilfe einer Grafik lässt sich das Verhältnis von privatem zu öffentlichem Raum veranschaulichen. Es handelt sich um eine vereinfachte Sichtweise und berücksichtigt nicht die Größe der gemeinsamen Fläche pro Mieter. Grundsätzlich hat jeder Mieter andere Ansprüche, die auch kulturell geprägt sind. So bietet der indische Co-Living Anbieter Oyo mit gerade einmal 9 Quadratmetern die kleinste Privatfläche, während als Gemeinschaftsfläche die doppelte Fläche angeboten wird. Anders sieht es bei dem Anbieter Assemblage, einem Betreiber aus New York City, aus. Dessen Apartments sind im Schnitt ca. 50 Quadratmeter groß und bieten gleichzeitig das 9-fache an Gemeinschaftsflächen. Der Großteil der Anbieter bewegt sich zwischen diesen beiden Extremen:
Services & Ausstattung im Co-Living
Die Services und Ausstattung eines Co-Living Anbieters können wesentlich für den Erfolg eines Konzepts sein. Die Studie vergleicht, welche Dienstleistungen angeboten werden und stellt fest, dass es oft zu einem wahren „Wettrüsten“ zwischen den Konkurrenten kommt – ohne Rücksicht darauf, ob die Services für die jeweilige Zielgruppe wirklich sinnvoll sind. Dieses Phänomen ist bereits aus den Konkurrenzkämpfen zwischen Anbietern von Studentenapartments in England bekannt. Das sogenannte Racing for Amenities hat 4-Sterne Hotels neben manchen Studentenunterkünften blass wirken lassen. Anbieter bewegen sich tatsächlich auf einem schmalen Grat zwischen dem, was wirklich von den Mietern gewünscht und genutzt wird und dem, was sich sinnvoll und erfolgreich umsetzen und anbieten lässt. Eine Gemeinschaftsküche bieten so gut wie alle der untersuchten Anbieter, ebenso wie Co-Working und Events. Bei den wenigsten Konzepten sind allerdings ein Gaming Room oder ein Kino vorgesehen.
Gemeinschaftsangebote und Dienstleistungen wirken sich in einem Co-Living Konzept natürlich auch auf die Miete aus. Einen Überblick über die Mietkosten weltweit gibt beispielsweise der Global Coliving Report 2019 von The Housemonk. Mit einer durchschnittlichen Miete von 175 US-Dollar zahlt man in Indien am wenigsten für das Co-Living. Dies korreliert auch mit der Platzverteilung, bei der der indische Anbieter OYO die kleinsten Privat- und Gemeinschaftsflächen anbietet. Am meisten zahlen Mieter in den USA, nämlich 1700 US-Dollar im Schnitt. In den Metropolen der USA sind die Mieten für Co-Living-Angebote damit aber sogar günstiger als für vergleichbare Einzimmerwohnungen.
Europa liegt bei dem Vergleich im oberen Mittelfeld. Der Kostenfaktor beim Temporären Wohnen ist ein Punkt, der oft kritisiert wird. Die Zimmer und Wohnungen werden vollständig möbliert angeboten, deshalb liegen die Mietpreise in Deutschland höher als bei vergleichbaren Wohnungen. Hier hat eine kürzlich erschienene Untersuchung von Savills allerdings klar gezeigt, dass ein Mieter für das Temporäre Wohnen bis zu einer Wohndauer von drei Jahren sogar weniger ausgibt als für eine klassische Wohnung. Da das Co-Living auf einen Zeitraum von mehreren Monaten bis wenigen Jahren ausgelegt ist, spart der Bewohner in den meisten Fällen Geld, da keine Anschaffungskosten in Mobiliar, Küche und weitere bestehen.
Die Zukunft des Co-Living
Das Co-Living ist hier um zu bleiben. Die Vielfalt der Angebote zeigt bereits, wie facettenreich sich die Unterkünfte im Bereich des Co-Living gestalten. Die Finanzierungsrunden von The Collective, Zeus Living, Sonder und anderer Betreiber zeigen, wie viel Potential und Dynamik in diesem Segment stecken. Wichtig ist und bleibt dabei die „Experience“ (zu Deutsch: Erfahrung / Erlebnis), die dem Bewohner geboten wird. Neben der Lage der Immobilie ist es vor allem die Qualität des Angebots und die Qualität der Ausstattung, durch die sich erfolgreiche Anbieter klar vom Markt abheben. Das Co-Living formiert sich zwischen Co-Living-Wohnen / Cluster Living, Serviced Apartment, Co-Living-Hotel und vereint viele Aspekte auf seine eigene Art zwischen Mikro-Living, Hotel und WG. Flächeneffizienz, Urbanisierung, Kollaboration, Gemeinschaftsangebote und Community-Erlebnis, Sharing-Economy, Mobilität, neue „Mindsets“ statt Zielgruppen-Denken – das alles fließt in dieser Wohnform zusammen. Dadurch bieten sich viele Chancen für Projektentwickler und Betreiber, die in diesem Bereich Fuß fassen wollen. Die globalen Anzeichen und Megatrends sowie die Lage auf dem Immobilienmarkt sprechen dafür, dass diese Wohnform in ungewissen wirtschaftlichen Zeiten eher an Bedeutung gewinnen wird und sich damit zu einem Zugpferd für die Branche in der bevorstehenden Rezession entwickeln könnte.
Als Experte für die Neuen Wohnformen steht BelForm Ihnen gerne zur Seite und berät Sie bei der Konzeptionierung und Ausstattung Ihres Co-Living-Konzepts. Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf!
Über BelForm
BelForm ist Experte im Bereich Micro Living, Co-Living, Serviced Apartments und temporärem Wohnen. Als erster 360-Grad-Dienstleister in diesem Segment werden Projektentwickler, Betreiber und Investoren über die Beratung, Innenarchitektur sowie die abschließenden Komplett-Möblierung zum erfolgreichen Projekt geführt. Ziel von BelForm ist es, einen entscheidenden Mehrwert für Auftraggeber und Nutzer gleichermaßen zu generieren und somit die Weichen für ein nachhaltig erfolgreiches Projekt zu stellen.