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"Urbane Lebensqualität durch Micro Living - eine Option für die Mitte der Gesellschaft?" - BelForm-Exklusiv-Interview mit Oona Horx-Strathern
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„Urbane Lebensqualität durch Micro Living – eine Option für die Mitte der Gesellschaft?“ – BelForm-Exklusiv-Interview mit Oona Horx-Strathern

Wie können Menschen im Zeitalter immer weiter steigender Mieten noch Lebensqualität durch Wohnen erreichen? Ist das Micro Living eine Option für breite Teile der Gesellschaft? Oder muss das Temporäre Wohnen sich weiter darauf fokussieren, vor allem Nischen zu bedienen? Diese und weitere Fragen diskutieren Trendforscherin Oona Horx-Strathern vom Zukunftsinstitut und BelForm-Geschäftsführerin Sahra Oeckl im dritten und letzten Teil unserer Interview-Serie zur Zukunft des Temporären Wohnens.

Experten in diesem Beitrag:

  1. Oona Horx-Strathern im Exklusiv-Interview mit BelForm-Geschäftsführerin Sahra Oeckl
  2. Lebensqualität durch Micro Living – das Wie entscheidet
  3. Kleines Raumangebot als Mehrwert statt Verlust
  4. Die Designbedürfnisse der Bevölkerung steigen

Die Baubranche ist wie kaum ein anderer Bereich an die Entwicklung der gesellschaftlichen Megatrends wie Urbanisierung gebunden. Drängen viele Menschen in einen Ballungsraum, erzeugt das baulichen Druck auf das Gebiet. Zudem entstehen durch die fortschreitende Individualisierung immer mehr Einpersonen-Haushalte. Wie also lässt sich das Problem lösen, wenn zu viele Anwohner sich auf zu wenig Platz wiederfinden? Da nach wie vor viele Kommunen sich schwer damit tun, neues Bauland für Investoren auszuweisen oder urbane Gebiete in Bebauungsplänen zu definieren, ist die Zunahme von temporären Wohnformen wie dem Micro Living die logische Option.

Im Exklusiv-Interview mit der Trendforscherin und Wohnexpertin Oona Horx-Strathern fühlt BelForm-Geschäftsführerin Sahra Oeckl den neuen Entwicklungen des Temporären Wohnens auf den Zahn. Im Gespräch mit der gefragten Autorin geht es um Home Office, die Rückkehr zur Gemeinschaft und vieles mehr. Auch um die Errichtung von Coliving-Spaces – trotz Corona.

Oona Horx-Strathern plädiert dafür, in Zukunft mehr Shared Spaces zu schaffen – und das vor allem in der Stadt. So steigt laut der international gefragten Speakerin gleichzeitig mit der Trendentwicklung das Bedürfnis nach Konnektivität. Diese wird in geschlossenen Räumen wie den immer beliebteren Ein-Zimmer-Apartments schwer zu finden sein. Die Pandemie hat aber effektiv aufgezeigt, dass es vielerorts auch in der Öffentlichkeit an Community-freundlichen Räumen mangelt. Wie ist dieser Mangel an Raum zu bewältigen?

Gerade im Sommer 2020 waren kommunale Plätze in vielen Städten genauso überfüllt, wie in den Jahren vor Corona. Die Menschen waren auf der Suche nach Gemeinschaft und Ausgleich. BelForm-Geschäftsführerin Sahra Oeckl weiß: „Vor allem die neuen Generationen, wie junge Akademiker und Selbstständige sind gewillt, Quadratmeter für örtliche Nähe, Erreichbarkeit und Community als neuen Ausdruck von Lebensqualität einzutauschen“. Wenn also bereits in der Konzeption neuer Apartments und Coliving Spaces genügend Ausgleichsflächen geschaffen werden, steht dem weiteren Erfolg Temporärer Wohnformen bei dieser Zielgruppe nichts im Wege. Und es ergibt sich daraus außerdem die Frage: ist das Micro Living langfristig auch eine Option für breitere Teile der Gesellschaft?

Lebensqualität durch Micro Living – das Mehr außerhalb der eigenen vier Wände

Zur Beantwortung sind viele Aspekte zu betrachten. Für Projektentwickler wird hauptsächlich entscheidend sein, ob in Zukunft auch Mittelschichtler, Alleinerziehende, oder Ehepaare dieses neue Lebensgefühl des 21. Jahrhunderts erreicht. Paradoxerweise hat die Corona-Krise in diesem Infografik Oona Horx-Strathern zu Lebensqualität durch Micro LivingZusammenhang erstaunliche Arbeit geleistet. Oona Horx-Strathern erklärt ihre These: „Viele Leute haben [in der Krise] ihre Nachbarschaft entdeckt, Geschäfte, kleine Parks, Straßen, sie haben die Zeit benutzt, um eine Community aufzubauen.“

Für das Streben nach Gemeinschaft, so die Trendforscherin, war Corona wie ein Brandbeschleuniger, der dazu geführt hat, dass Community wieder eines der zentralen gesellschaftlichen Themen geworden ist. Wichtig ist also, zu analysieren, wo diese Gemeinschaften entstanden sind. Laut Horx-Strathern zu großen Teilen in den zuvor weitestgehend anonymisierten Städten. So hätten sich dort endlich Menschen kennengelernt, die seit Jahren lediglich co-existierten. „Davon will man auch nicht weg“, so die Autorin.

Bis zu einem gewissen Grad seien Menschen also gewillt, mehr Geld auszugeben, um ihre Umgebung nicht verlassen zu müssen. Sahra Oeckl sagt: „Für die Hausplanung muss man auch die ökonomische Situation der Zielgruppen beachten. Wie viel bekommt man – auch als Familie oder Alleinerziehender – für das Geld, das man in der Stadt ausgibt? Lohnt es sich, dort zu bleiben, oder ist es sinnvoller, weiter rauszuziehen und dafür mehr Quadratmeter, mehr Lebensgefühl, auch bessere Umgebung und Nachbarschaft zu erwerben?“

Es braucht deshalb klar ausgearbeitete Strategien im Bereich Micro Living für die platzarmen Innenstädte. Ausgleichsflächen zu den sehr kleinen Wohneinheiten werden meist bereits bei der Konzeption des Hauses mit berücksichtigt. Um das Stadtbild nachhaltig verändern zu können, müssen Politiker, Projektentwickler, Betreiber und Investoren zusammenarbeiten. Auch raten beide Expertinnen, mehr Wert auf die Qualität des Wohnraumes zu legen. Es gilt, aus dem wenigen an Platz, das zur Verfügung steht, das Maximum rauszuholen. Wie das geht, erklärt Sahra Oeckl anhand einer anschaulichen Case Study.

Als erster 360°-Dienstleister im Bereich Micro Living steht Ihnen BelForm in allen Phasen Ihres Projekts zur Seite. Wir begleiten Sie von der Konzeption bis zur Umsetzung. Nehmen Sie Kontakt zu uns auf!

Lebensqualität durch Micro Living – das Mehr innerhalb der eigenen vier Wände

Im Urban Living in Stuttgart, das BelForm für die GIEAG AG von Anfang an begleiten und ausstatten durfte, sind platzsparende Lösungen und elegante Raumtrenner aus Stahl anstelle von Wänden so eingesetzt, dass die Zonierung den Zimmern so gut wie keinen Platz nimmt. „Wir haben hier ein innovatives Interior Konzept für die tiefen Grundrisse geschaffen, dass zugleich effizient und funktional ist, aber auch – in Ermangelung eines besseren Begriffes – schön aussieht“, erklärt Sahra Oeckl. „Mieter finden hier alle Wohnzonen vor. Trotz verschiedener Abschnitte wie dem Schlaf-, dem Ess- oder dem Anziehbereich gibt es noch sehr viel Platz in der Wohnung. So empfindet man das kleine Raumangebot als Mehrwert und nicht als den Verlust von Wohnfläche.“

Schwarze Stahlraumtrenner und gelungene Aufteilung sorgen im Urban Living für das „Home away from home“ Gefühl

Die entscheidende Frage für Oona Horx-Strathern lautet indes: „Können Städte sich neu erfinden?“ Bebauungspläne sehen immer noch in vielen Metropolen strikte Unterscheidungen der verschiedenen Nutzungsgebiete vor. Hier fallen vor allem die Temporären Wohnformen regelmäßig in den rechtlichen Graubereich. Die Trendforscherin ist dennoch überzeugt, dass trotz der schleppenden Entwicklung sich in Zukunft die Hybrid-Modelle durchsetzen werden. Auch in Zusammenhang mit Arbeits- und Freizeitplätzen.

Die Menschen sind also nicht unbedingt für das ewige Zuhause-Sitzen in Zeiten von Home Office gemacht. Horx-Strathern ist überzeugt: „Die Menschen wollen weiter in die Arbeit, aber sie wollen auch mehr Flexibilität“. In Zukunft wird man sich wieder in Hotels treffen, in Gyms, in Cafes, und je nach Auftraggeber werden die verschiedensten Shared Spaces zu sehen sein. Das kann durchaus auf die Mitte der Gesellschaft überschwappen. „Mit dem Aus der Stadt [während Corona] hat man gesehen, dass plötzlich Co-Working-Spaces auf dem Land entstanden sind“, so Horx-Strathern. Die Menschen hätten sich dann eben dort untereinander vernetzt, den Austausch gesucht. Auch Familien.

Siegeszug – wie die Lebensqualität durch Micro Living sich durchsetzt

Städte wie Kopenhagen oder Paris leben die neuen urbanen Konzepte bereits vor. Gerade in Kopenhagen wurde die neue Flexibilität auch schon vor Corona von großen Teilen der Bevölkerung verinnerlicht. Horx-Strathern berichtet, dass viele Menschen dort standardmäßig nur noch zwei bis drei Tage die Woche in Büros fahren: „Man muss sich vorstellen, wenn die Menschen öfter zuhause sind, braucht man auch nicht so viele Großraumbüros. Man kann sie dann umwandeln in Wohnhäuser. Man kann auch mehr Grün ins Stadtbild bringen.“ In vielen deutschen Städten wie Frankfurt geschieht diese Umnutzung bereits. Auch BelForm setzt in 2021 einige innovative Apartmenthäuser für große Projektentwickler in Serviced Apartments und Shared Spaces um.

Der Trend zum Micro Living beißt sich also fest – in Europa und auch in Deutschland. Und er wird trotz Corona so schnell nicht mehr verschwinden. Um breitere Teile der Gesellschaft wirklich zu erreichen, muss sich aber auch in der Baubranche noch etwas tun. Es braucht eine Offenheit in Bezug auf neue Designlösungen, die bisher dem kalkulativen Ansatz des zahlengetriebenen Projektmanagements weichen musste.

Dieses trifft immer weniger die Bedürfnisse der Mieter. Und das – so hat man es während der Pandemie gesehen – schlägt sich negativ in den Auslastungszahlen nieder. Behaupten konnten sich dagegen viele BelForm-Produkte, wie das THE 1487 in München, das Quoten von nahezu 100 Prozent Auslastung einfuhr. Um die eigene Rendite zu sichern, muss man also neu denken. Oona Horx-Strathern dazu: „Es ist ein evolutionärer Prozess, sehr langsam. Wir sind aber lernfähig und das Jahr an Erfahrung hat viel geändert in den Köpfen der Menschen.“

Lesen Sie auch unsere anderen beiden Artikel aus der Serie: „Ist Co-Working tot?“ & „Wir leben in einer Design-Demokratie„. Spannende Diskussionen, Ideen und Zahlen erwarten Sie. Den Home Report 2021 von Zukunftsforscherin Oona Horx-Strathern finden Sie hier.

Über BelForm:

BelForm ist der führende Experte in den Bereichen Mikro-Apartments, Coliving, Serviced Apartments und temporäres Wohnen. Als erster 360-Grad-Dienstleister in diesem Segment führen wir Projektentwickler, Betreiber und Investoren von Anfang an über Beratung, Innenarchitektur, Kompletteinrichtung und Digitalisierung zum erfolgreichen (Apartment)-Projekt. Ziel von BelForm ist es, marktfähige Apartmentkonzepte mit echtem Wow-Effekt zu realisieren und somit die Weichen für eine nachhaltig erfolgreiche Bewirtschaftung zu stellen. Einige von BelForm begleitete Projekte sind das bekannte #behomie Living der Interboden Gruppe, Wohnen am Gleispark der Bauwens Gruppe, die BlackF Serviced Apartments in Freiburg, The 1487 Serviced Apartments sowie weitere Häuser.